Geschichte & Bedeutung heute
Das Schloss Ribbeck lädt im historischen Ambiente als Kultur- und Tourismuszentrum ganzjährig zu Veranstaltungen verschiedenster Genre mit renommierten Künstlern ein. Konzerte im Schlossgarten und Theaterstücke, Lesungen, Tagungen, Seminare und nicht zu vergessen rauschende Feste und Hochzeiten machen diesen Ort zu einem ganz besonderen Zentrum der Begegnung.
Seit 2009 erstrahlt Schloss Ribbeck, das als Erweiterung des „Doppeldachhauses“ aus der berühmten Ballade Theodor Fontanes im neobarocken Stil errichtet wurde, über dem pittoresken Dorfensemble des ehemaligen Gutshofs wieder in ursprünglichem Glanz.
Auch wenn es nicht eindeutig belegt ist, wird kaum jemand bezweifeln, dass es die Anmutung des von Ribbeck’schen Herrensitzes und dessen Umgebung war, die den großen Heimatdichter zum Aufgreifen des überlieferten Mythos‘ von der Segen spendenden Hand und damit zu einem seiner populärsten literarischen Werke inspiriert hat, das den Namen von Ribbeck in der ganzen Welt bekannt gemacht hat.
Bis 1943 von Vorfahren der Familie von Ribbeck bewohnt, hatten seitdem mehrfache Besitzwechsel, bauliche Überformungen sowie die jahrzehntelange Nutzung als Altenheim das stolze Gebäude zum Schatten seiner selbst werden lassen. Nach dem Freizug im Jahr 2004 versuchte der Landkreis Havelland zunächst, das Haus in private Trägerschaft zurückzuüberführen.
Es fand sich jedoch kein Investor, der bereit gewesen wäre, dieses bedeutende Kleinod deutscher Kulturgeschichte zu restaurieren und anschließend, wenigstens teilweise, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Um den endgültigen Verfall abzuwenden, entschieden die Mitglieder des Kreistages im November 2005, das Schloss mit öffentlichen Mitteln zu sanieren und als touristisches Zentrum zu entwickeln.
Dem heutigen Besucher bietet das Schloss ein Restaurant mit feiner Küche, das regionale Köstlichkeiten und phantasievolle Kreationen zur genussvollen Stärkung bereithält. Das Museum ermöglicht Einblicke in die Geschichte des Hauses und der Region, eine Zeitreise in die Welt Theodor Fontanes sowie zuweilen inspirierende Begegnungen mit Werken zeitgenössischer Kunst. Im ersten Obergeschoss des Schlosses befindet sich eine Außenstelle des Standesamtes der Stadt Nauen mit einem repräsentativen Trauzimmer für ca. 60 Gäste.
Ribbeck & Fontane
Obwohl des Dichters Aufenthalt im Ort nicht nachgewiesen ist, nimmt er im „Herrn von Ribbeck auf Ribbeck“ mit Erwähnung des „Doppeldachhauses“ Bezug auf das Herrenhaus. Die Gründerzeit verbindet die Baugeschichte und den Dichter. An die Reichsgründung erinnerte er durch seine „Kriegsbücher“. Nach deren Fertigstellung wandte er sich dem Havelland zu. Als Schloss Ribbeck 1893 seine gegenwärtige Gestalt erhielt, beschäftigte sich Fontane mit der Gesellschaft des späten 19. Jhds. „Effi Briest“ (1894) ist voll von havelländischen Bezügen, das Spätwerk „Der Stechlin“ (1898) spiegelt die Welt des alten und des neuen Preußens, „Frau Jenny Treibel“ (1892) bedenkt die Welt der großstädtischen Kommerzienräte mit feinem Spott. Da sich die geistige Welt der Gründerzeit, die alle Schichten der Reichsbevölkerung berührte auch in der Möbelbaukunst, „der Architektur im Kleinen“, äußerte, findet sich ein Hauch davon wieder.
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
von Theodor Fontane
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste ’ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb ’ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht –
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtrauen gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was er damals tat,
Als um eine Birn‘ ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung‘ übern Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: »Wiste ’ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew‘ di ’ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Der deutsche Birnengarten
Der Deutsche Birnengarten hinter dem Schloss ist eine Reminiszenz an die Wiedervereinigung Deutschlands nach vier Jahrzehnten schmerzlicher Teilung. Die Symbolkraft des denkmalgerecht sanierten Schlosses für die gemeinsame deutsche Kultur und die helleren Kapitel gemeinsamer deutscher Geschichte war den Ministerpräsidenten aller 16 deutschen Bundesländer Anlass genug, nach Ribbeck zu kommen und hier für ihr Land einen Birnbaum zu pflanzen.
Shop
Der „Schloss Shop“ bietet die hausgemachten Produkte aus der Schlossküche an. Neben Birnensenf und Birnenmarmelade kann auch der Ribbecker Birnenbrand probiert werden. Und auch sonst finden Sie viel schönes, kleines, dekoratives rund um die Ribbecker Birne. Als Bibliothek gestaltet und auch genutzt. Bücher von Theodor Fontane bis hin zu junger Literatur anderer Schriftsteller finden sich in dieser wieder. Vielfältigkeit in einem kleinen Rahmen.